Spinnmühle / Schafwollspinnerei D.C. v. Einsiedel in Wolkenburg
Herausforderungen
Erhaltung
Finanzen
Ursprüngliche Nutzung
Industrie & Gewerbe - Fabrik
Industrie & Gewerbe - Sonstige
Industrie & Gewerbe - Verwaltung
Wohnen & Geschäft - Gewerbe
Wohnen & Geschäft - Wohnhaus
Informationen
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Kontakt aufnehmen- Gebäudezustand
- Kategorie
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Sanierungskonzept
- Objekt-Nr.
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527
- Denkmallisten-Nr.
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09242699
- Ort
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Herrnsdorfer Straße 8A, 09212 Limbach-Oberfrohna auf Karte anzeigen
- Beschreibung
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Eines der frühesten Bauwerke auf dem Gelände ist ein heute leerstehendes Gebäude mit drei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss. Mit seiner giebelständigen Ausrichtung zur Straße und dem verputzten Mauerwerksbau hat es eine Grundfläche von etwa 18 x 11 Metern. Die Traufseite zeigt neun Fensterachsen, die Giebelseite vier. Ein optisch abgesetzter Sockelbereich und ein markantes Krüppelmansarddach verleihen dem Gebäude sein charakteristisches Aussehen. Die Nordfassade wird durch einen dreiachsigen Mittelrisalit mit einem floral verzierten Oculus im Tympanon betont. Bis um 1910 zierte ein Flechtbandfries die Fassade und in den 1920er-Jahren wurden zwei kleinere Anbauten hinzugefügt. Das Gebäude wurde in Anlehnung an Herrenhaus-Architektur errichtet. Weitere zum Spinnereikomplex gehörige Gebäude sind das Pförtnerhaus und ein Garnlager. Das Areal wurde 2008 rückgebaut.
- Baujahr
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1795-1799
- Nutzung
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Derzeitige Nutzung
Leerstand
Ursprüngliche Nutzung
Die Spinnmühle auf dem Gelände des Spinnereikomplexes war die erste Anlage in Deutschland, die auf die Verarbeitung von Schafwolle statt der damals üblichen Baumwolle spezialisiert war. Gebaut wurde sie durch den Architekten Johann August Giesel und möglicherweise Carl August Benjamin. Als Bauherrn werden Detlev Carl Graf von Einsiedel und die Gebrüder Kraus genannt. Bereits kurz nach der Fertigstellung wurde die Spinnmühle, ähnlich wie viele Bauten der industriellen Aufbruchszeit, erweitert. Im 19. und 20. Jahrhundert umfasste das Gelände zahlreiche Gebäude, darunter ein großer Hallenkomplex von etwa 60 x 70 Metern. In der DDR-Zeit war die Anlage ein Produktionsstandort für die innovative Malimo-Nähwirktechnologie. Aktuelle Forschung „Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass es sich bei diesem Gebäude um die alte Spinnmühle handelt — das erste Fabrikgebäude vor Ort, das der Graf von Einsiedel zwischen 1795 und 1799 vom sächsischen Hofbaumeister Johann August Giesel entwerfen ließ. Dies ist durch neue Erkenntnisse und Hypothesen infrage gestellt. Deutlich geworden ist, dass es sich um das Herrenhaus — ein Wohn- und Kontorgebäude — handelt. Unklar bleibt, ob es in der Anfangszeit auch Produktionszwecken gedient hat. Außerdem: Wo auf dem Areal hat sich das erste Produktionsgebäude befunden? Wer waren Bauherr und Entwurfsverfasser des Herrenhauses? Wann genau wurde dieses errichtet und in welchem Umfang war Giesel, auch Baumeister der Kirche am Schloss Wolkenburg, in die Planung involviert? Bewegung in die schwelende Diskussion ist zuletzt durch eine Tagung 2023 auf Schloss Wolkenburg zum Wirken der Gebrüder Giesel gekommen. Die Historikerin Kathrin Gerschler und der Kunsthistoriker Stefan Thiele gehen im Vorabmanuskript des Tagungsbandes davon aus, dass das Gebäude 1809 als repräsentatives Herrenhaus errichtet wurde. Als Bauherren benennen sie die beiden Chemnitzer Textilunternehmer Ernst August und Friedrich Benjamin Krause, den späteren Schwiegersohn Carl Friedrich Bernhards. Die Gebrüder Krause hatten 1808 die Wolkenburger Schafwollspinnerei des Grafen von Einsiedel für zunächst 20 Jahre mit dem Ziel gepachtet, sie nach Ablauf des Bernhardschen Privilegiums zu einer Baumwollspinnerei mit Mule-Maschinen umzubauen. Gerschler und Thiele entwickeln dabei die Argumente einer unveröffentlichten Studienarbeit der TU Bergakademie Freiberg weiter (Petzak/Rüthrich, 2007) und interpretieren Archivalien des Stadtarchivs Chemnitz neu. Darunter eine Federzeichnung der Schaufassade, signiert mit »C A S.« — ein Hinweis auf den Leipziger Architekten Carl August (Benjamin) Siegel? Der Kunsthistoriker Gerd-Helge Vogel, Tagungsbandherausgeber, hält den 2008 abgerissenen Unteren Hochbau für den ursprünglichen Spinnmühlenbau, vermutet die Eigentümerfamilie von Einsiedel als beauftragende Bauherren und geht weiter vom »dirigierenden« Einfluss Giesels aus. Den erhaltenen Bau würdigt er als »kleinen Palast für die Arbeit« und »krönendes Zentrum« des gesamten Industriekomplexes. Diese aktuelle Diskussion veranlasste das Landesamt für Denkmalpflege im Mai 2024 zu einer dendrochronologischen Altersbestimmung der Dachkonstruktion anhand von fünf Proben. Nach dem Laborgutachten von Karl-Uwe Heußner, Petershagen, vom 16.06.2024 wurden die Hölzer der Dachkonstruktion im Winter 1808/1809 geschlagen. Die Errichtung des Dachstuhls im Jahre 1809 ist somit wahrscheinlich. Während der Untersuchung durch den zuständigen Bauforscher André Fester und seine Kollegin Sina Rohm konnten keine Hinweise auf eine Vorgängerbebauung festgestellt werden. Doch auch diese Ergebnisse wurden bereits kontrovers diskutiert: Könnte nicht vielleicht doch ein Bau von 1795/99 nach zehn, fünfzehn Jahren Veränderungen am Dach erfahren haben? Angesichts der raschen Veränderungen während der industriellen Aufbruchszeit lässt sich dies derzeit nicht vollkommen ausschließen. Weitere Forschungen müssen offene Fragen klären. Doch ganz unabhängig davon bleibt unbestritten, dass dem letzten am Standort des Wolkenburger Industriekomplexes verbliebenen baulichen Zeugnis nicht nur ein außerordentlicher wirtschafts-, bau- und personengeschichtlicher Wert zukommt, sondern — durch die anhaltende Forschung — auch eine wissenschaftliche Bedeutung. Zweifelsohne ist der mit ersichtlichem Repräsentationscharakter entworfene, an ein kleines Stadtpalais erinnernde Bau aus der Zeit der Frühindustrialisierung fester Bestandteil des national bedeutsamen Erbes der sächsischen Spinnmühlen, an dem ein hohes öffentliches Erhaltungsinteresse besteht. Die Stadt Limbach-Oberfrohna bemüht sich gemeinsam mit privaten Interessenten sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Zwickau und dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen um eine geeignete Nachnutzung.“ Zitat von Dr. Jörg Seifert, LfD Sachsen, in: SPIN 2024 (Denkmalnetz Sachsen)
- Sonstiges
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In der Konzeption werden Varianten für den Um-und Ausbau dargestellt. Es entstehen zwei große Wohnungen, eine kleinere und Räume für die Öffentlichkeit (Bürgerservice) sowie im Erdgeschoss Räume für örtliche Vereine.
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