Seniorenzentrum Recenia, ehem. Wirk- und Webfabrik Recenia

place
Chemnitzer Straße 41, 09232 Hartmannsdorf

Ursprung

Entstehungszeit: Industrie

Ursprüngliche Nutzung

Industrie & Gewerbe - Fabrik

Erfolgreiche Sanierungskonzepte

Sie haben Ideen, Anregungen oder Vorschläge zum Erhalt?

Kontakt aufnehmen

Das ehemalige Fabrikgebäude an der Chemnitzer Straße wurde von 2016 bis 2017 für die Zwecke eines modernen Seniorenzentrums umgebaut. Die Azurit-Gruppe hat dafür mehr als zehn Millionen Euro in die ehemalige Industriebrache investiert. Fördergelder konnten nicht in Anspruch genommen werden. Beim Bau wurde bevorzugt mit Unternehmen aus der Region gearbeitet, vor allem mit der Bau- und Transportgesellschaft LINDNER mbH sowie diversen Subunternehmern aus dem Chemnitzer Raum. Eine besondere Herausforderung stellte die Forderung nach Barrierefreiheit dar. Aus diesem Grund wurde am hinteren Teil des Gebäudes ein Anbau errichtet, in dem der Aufzug, mit dem alle vier Stockwerke erschlossen werden, untergebracht ist. In die ehemaligen weitläufigen Fabrikhallen wurden zusätzliche Wände eingezogen, um die 56 Einzel- und 34 Doppelzimmer, sowie weitere Funktionsbereiche des Hauses voneinander abzugrenzen. Wo es möglich war, bemühte man sich historische Bauteile zu erhalten. Beispielsweise wurden die Handläufe des alten Treppenhauses restauriert und in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt. Die äußere Hülle des Gebäudes mit ihrer markanten Klinkerfassade, dem Bauschmuck und den zahlreichen für eine Textilfabrik typischen Fensteröffnungen blieb weitgehend erhalten.

Links

Informationen

Sie brauchen mehr Informationen oder Informationen sind nicht korrekt?

Kontakt aufnehmen
Gebäudezustand

Kategorie

Herausragendes Konzept

Objekt-Nr.

376

Ort

Chemnitzer Straße 41, 09232 Hartmannsdorf auf Karte anzeigen

Beschreibung

Das denkmalgeschützte Fabrikgebäude an der Chemnitzer Straße in Hartmannsdorf wurde 1926/1927 von einem englischen Textilunternehmer errichtet. Es handelt sich um einen imposanten Stahlbetonbau mit Klinkerverblendung in der zeittypischen Formensprache des Industriebaus der Moderne. Das Gebäude erhebt sich über einem L-förmigen Grundriss. Der längs der Straße verlaufende Flügel besitzt 5 Geschosse, der sich im rechten Winkel anschließende Seitenflügel nur 4 Geschosse. Über dem Gebäudeknick erhebt sich ein turmartiger Bauteil, der noch einmal um ein Mezzaningeschoss erhöht ist. Die Klinkerfassade aus dunklen rot-braunen Hartbrandziegeln weist eine spannungsvolle Horizontal- und Vertikalgliederung auf. Ein umlaufendes Gesims trennt das Erdgeschoss optisch von den oberen Stockwerken. Die Obergeschosse werden jeweils durch horizontal verlaufende, ockerfarbene Putzbänder betont. Die Fensterachsen mit ihren großen Sprossenfenstern sorgen für eine strenge Vertikalgliederung der Fassade. An der Stirnseite des Seitenflügels, dem Eingangsbereich des Gebäudes, sind zwischen den Fensterachsen Schmuckreliefs angebracht, deren Motive einen deutlichen Bezug zur Fabrikgeschichte aufweisen. So sind hier die Schriftzüge „Spulen“, „Scheren“, „Wirken“ und „Segen“ mit kleinen in Stein gehauenen Szenen zu erkennen. Eine große Uhr schmückt die straßenseitige Außenwand der turmartigen Erhöhung. Das Fabrikgebäude liegt etwas außerhalb des Ortskerns in leicht erhöhter Lage. Aufgrund seiner ortsbildprägenden Wirkung sowie seiner großen baugeschichtlichen, baukünstlerischen und industriegeschichtlichen Bedeutung steht das Fabrikgebäude unter Denkmalschutz.

Baujahr

1926-1927

Nutzung

Derzeitige Nutzung

Das ehemalige Fabrikgebäude wird nach einem Umbau als Seniorenzentrum genutzt. Insgesamt 124 Bewohnerinnen und Bewohnern können dort in 56 Einzel- und 34 Doppelzimmern betreut werden. Im Untergeschoss des Gebäudes sind Verwaltung, Besucherzimmer, Aufenthaltsräume, Haus- und Pflegedienstleitung, Umkleide- und Therapieräume sowie die Küche untergebracht. Im ehemaligen WC-Trakt des turmähnlichen Eingangsbereiches wurde ein neuer Fahrstuhl eingebaut, der die Bewohner und Besucher zu den verschiedenen Wohnbereichen bringt. In den Obergeschossen befinden sich die Wohnbereiche mit den Zimmern für die Heimbewohner. Auch das Außengelände wurde mit Gärten und Terrassen umgestaltet.

Ursprüngliche Nutzung

1926/27 errichtete der englische Textilunternehmer Leo Shaerf an der Chemnitzer Straße in Hartmannsdorf eine Wirk- und Webfabrik. Auf einem Schmuckstein in der Fassade findet sich das Jahr der Fertigstellung in römischen Ziffern verewigt. Das Werk erhielt den Namen der Tochter des Unternehmensgründers: Recenia. Der Standort wurde aufgrund der gut sichtbaren Lage auf einem Hügel gewählt. Zudem besaß die Fabrik durch die an ihr vorbeiführende Straße und die Nähe zum Bahnhof eine gute Verkehrsanbindung. In den ersten Jahrzehnten nahm die Produktion der Wirkwaren das gesamt Haus ein, später nur noch die beiden unteren Etagen. Im Jahr 1930 streikte ein Teil der Belegschaft der Recenia gegen Lohnabbau. Am 15. Januar 1930 wurden nach einer Massenkundgebung fünf Streikende von der Polizei erschossen. Darunter war auch Bruno Freitag, nach dem das Werk ab 1945 umbenannt wurde. Ein Denkmal, das vor dem Gebäude steht, erinnert noch immer an dieses Ereignis. Zu DDR-Zeiten wurde das Werk in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt. Die Produktion fand nun nur noch in den beiden unteren Etagen statt, während in den oberen beiden Stockwerken Büroräume untergebracht waren. Das ehemalige Recenia-Werk gehörte zum 1965 gegründeten VEB Feinwäsche „Bruno Freitag“ mit Sitz in Limbach/ Oberfrohna. Die VEB Feinwäsche war größter Hersteller modischer Unterwäsche in der DDR. Bis zur politischen Wende produzierte der Betrieb Wirkstoffe und Unterwäsche. Anschließend zogen ein Antikhandel und danach ein Markt für Bodenbeläge, Gardinen und Teppiche in das Fabrikgebäude. Die in Rheinland-Pfalz ansässige AZURIT Gruppe, die bundesweit mehr als 50 Seniorenpflegeeinrichtungen betreibt, kaufte das leer stehende Gebäude. Mit der Planung beauftragte sie Architekt Heiko Seligmann von der Lichtensteiner rewa-Planungsgesellschaft. Mit einem Investitionsvolumen von über 10 Millionen Euro wurde das ehemalige Fabrikgebäude von 2016 bis 2017 in ein modernes Seniorenzentrum umgebaut. Das Seniorenzentrum trägt den ursprünglichen Namen der Fabrik „Recenia“. Die Namensgebung ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, in dem die Hartmannsdorfer einen Namen für die neue Pflegeeinrichtung vorschlagen konnten. Die Wahl des ursprünglichen Namens zeigt die hohe Identifikation der Hartmannsdorfer mit der Textilfabrik. Gleichzeitig unterstreicht die Identifikation der lokalen Bevölkerung mit dem Bau die Wichtigkeit, das alte Industriekulturerbe zu bewahren, so wie es hier mit der Umnutzung zu einem Seniorenzentrum in vorbildlicher Weise geschehen ist. Das ursprüngliche Firmengelände der Fabrik war weitaus größer als das heute zum Seniorenzentrum gehörende Gelände. Das ist der Tatsache geschuldet, dass das Gelände nach und nach an Eigenheimbauer veräußert wurde. Bei den Umbauarbeiten fand das leitende Bauunternehmen an einer Treppe eine Holzplastik, die es restaurieren ließ und die heute den Eingangsbereich des Seniorenzentrums schmückt. Es handelt sich um eine kniende Figur, die in ihren Händen ein Modell des Fabrikgebäudes trägt. Interessanterweise ist das dargestellte Fabrikgebäude eine Dreiflügelanlage, was Anlass zu Spekulationen gibt, das Recenia-Werk könnte ursprünglich einmal aus drei Flügeln bestanden haben oder zumindest dreiflügelig geplant gewesen sein.

Fläche

Grundstücksfläche

6 m²

Nutzfläche

5 m²

Sie haben mehr Infos oder die Daten sind nicht korrekt?

Daten bearbeiten

Alle Bilder

5 Bilder

Ort

Ähnliche Objekte

Die Denkmaldatenbank für Mitteldeutschland

In der Datenbank finden Sie bedrohte Baudenkmäler und beispielhafte Denkmalsanierungen aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Mehr über uns
Landessignet des Freistaates Sachsen

Gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.

Initiiert von